ebbe und flut

 

Ab nach Dänemark: Lilly zwängt sich mit ihren drei Kindern in ihr neues, gebauchtes Auto, und startet los. Ab zur Fähre, über die lange Brücke nach Romo. "Alles klar da hinten?", fragt die stolze Mutter die Insassen auf der hinteren Sitzreihe. Es gibt nur zufriedene Rückmeldungen, weil die Aussicht über das blaue Meer fast zu schön ist, um wahr zu sein. Nach einer Fahrt über die langgezogene Brücke, entdecken sie den vorgelagerten endlosen Sandstrand, der bei Ebbe entsteht.
Innerhalb der Holzpflöcke, die wohl eine Fahrspur markieren sollen, fährt Lilly langsam auf dem freigelegten Meeresboden über den glatten, weißen Sand. "Wow, ist das crazy!", freuen sich die Mädchen. Lilly findet die Fahrt über den Sand auch spannend. Sie beobachten die Fähre, die an ihnen vorbeizieht.
Eine steigt aus und fängt zu Musik neben der offenen Autotür zu tanzen an. "Kannst du filmen bitte? Für mein Insta?". Natürlich kann sie. Plötzlich verdrehen sich die Vorderreifen und der Wagen verliert sich ein wenig aus der Spur. Sie gibt noch mehr Gas, doch graben sich die Räder in den weichenSand ein. "Das gibt's doch nicht. Ich glaub, wir stecken gleich fest hier.", stellt sie fest, und so ist es dann auch.
Der Wagen schaukelt nur noch vor und zurück - kein Gripp mehr. "Alle raus und schieben!". Sie kichern und lachen, aber Lilly findet das gar nicht so witzig gerade und überlegt, erstens, wie sie den Wagen wieder in die Gänge bekommt, zweitens, wer ihr da jetzt helfen könnte. Auf jeden Fall bräuchte sie ein Abschleppseil, was hinten im Kofferraum bei dem ganzen anderen Auto-Kram liegt.
Inzwischen knien sie alle vier, jeder bei einem Reifen, neben dem Wagen und buddeln mit den Händen den Untergrund vor und hinter den Reifen frei. "Sehr witzig.", sie lachen, dass sich die Balken biegen. "Sonst sehe ich weit und breit niemanden, dem so etwas passiert.". Lilly guckt sich um, ob sie schon vom "Ufer" aus gesichtet wurden. Negativ, keiner winkt, keiner kommt.
Der Kleinste, weil am leichtesten sitzt am Fahrersitz und gibt vorsichtig Gas, doch nichts. "Hey schmeißt mal die Badetücher an die Vorderseite der Räder, vielleicht hilft das.", schlägt eine der Töchter vor. Gesagt, getan und es hilft. Der Wagen buddelt sich wieder aus den Sandlöchern. "Wow, Glück gehabt.", sind alle erleichtert und steigen nun weniger übermütig ein und fahren weiter. Sie steuern die kleine Gruppe Autos an, die es scheinbar ohne Pannen bis zur Mitte des Sandstrandes geschafft hat. Kofferraum auf, Volleyball raus und Spaß haben. Absolute Freiheit.

 

Als die anderen zurückfahren, hängen sie sich gleich an und bleiben strikt in der Spur, die von den Holzpfälen sporadisch gekennzeichnet ist. Als die Gäste schon wieder abgereist sind, will Lilly den Ausflug noch mal wiederholen, weil sie die Weite des Sandstrandes sehr beeindruckt hat. Sie suchen die gleiche Stelle noch einmal auf. "Wo ist der Strand?", reißt sie die Augen auf. Wasser soweit sie sehen kann. "Ist jetzt Flut?"