fitte insel

 

Die Insel ist so klein, da kann es schon mal vorkommen, dass die Journalisten auch Gastronomiebetriebe führen, junge Fertigstudierte die Strandkörbe verwalten oder der Bürgermeister Fitnesskurse abhält. So geschehen im Fitness-Center in der ersten Etage in einem Gebäude, dass quasi am Weg liegt, egal, wo man hinfährt.
Glücklicherweise wohnte Lilly lange Zeit gegenüber und frequentierte die Räumlichkeiten der Kraft und des Testosterons manchmal sogar zwei Mal am Tag. Die Öffnungszeiten ergänzen sich wunderbar mit ihren Arbeitszeiten. Parkplatz gibt es vor der Eingangstür und alle springen die Treppen leichten Schrittes hinauf, weil die Muskeln trainiert sind, der Geist motiviert und die Freude auf Power-Workout groß, denn schließlich strebt man ja den erschöpften Genuss danach an, wo man sich einfach großartig, gesund und fit fühlt.
Den Tag, wo man hier beim Eintreten unfreundlich begrüßt wird, gibt es nicht. Die Stimmung ist immer gut, die Musik abends auch mal lauter, was dem Power-Modus sehr entgegenkommt. Lilly kommt meist gleich morgens um 8 Uhr als eine der Ersten - von ihr aus könnte es auch schon um 6 Uhr losgehen, dann wäre sie eine Stunde später schon strandfertig.
Es gibt wenig Schöneres als morgens den Beach als Erste zu erobern, wenn das Wasser und der Himmel mittelblau schimmern und die Wellen flach sind, die Strandkörbe leer. Bei Ebbe ist der weißgoldene Sandstrand mehr als doppelt so breit und der Sylter Nordseestrand präsentiert sich ähnlich den karibischen Gefilden. Jedenfalls muss Lilly um in Jeans und Bikini weiterhin zu passen, täglich Sport betreiben - nur Schwimmen reicht nicht.
Die Cardio-Geräte sind so positioniert, dass man freien Blick aus dem Fenster hat und nach ein paar Kilometern auf der Laufmaschine oder dem Tretrad - manch Begeisterte erklimmen auch mit dem Stepper einige Hügel oder rudern durch einen Wildwasser-Fluss - rufen die modernen, lautlosen Geräte mit den mehr oder weniger schweren Gewichten am anderen Ende des Zug- oder Drücksystems.
Hier merkt jeder sofort, ob er drei Tage ausgelassen hat und das gewohnte Gewicht eine Herausforderung ist bei der fünfzehnten Wiederholung oder täglich sein Programm abliefert und die Gewichte vielleicht sogar erhöhen kann. Das Schöne an der ganzen "Plagerei" ist das Gefühl sich in den großen Spiegelfronten gleichbleibend in der gewohnten Form zu sehen und natürlich auch gewohnte Gesichter und nette Bekanntschaften.
Morgens sind mehr Damen anzutreffen, die sich mit vereinzelten motivierten Bodybuildern mit Venice-Beach-Flair zu einem erfrischenden Bild ergänzen. Wer zur Haupt-Trainingszeit ankommt, muss mit etwas mehr Testosteron in der Luft rechnen. Nachdem Lilly beim Stretching und Dehnen ihre Muskeln wieder in die Länge gezogen hat, rufen die Tageszeitung und ein Shake an der Bar noch nach ihr. Als Belohnung gibt es eine erfrischende Dusche, schmale Taille, Zufriedenheit und ein freundliches Lächeln beim Abschied.