literarisches sylt

 

Eins ist klar geworden bei den Recherchen über Sylter Autoren: Dass man nicht auf Sylt leben muss, um über Sylt zu schreiben oder zumindest das Wort Sylt im Buchtitel zu haben, um es prominent und verkaufstüchtig zu machen. Von solchen Autoren gibt es viele.
Die will sie mal beiseite lassen, denn schöner sind Geschichten von Dichtern, die tagsüber im Kontrollhäuschen direkt am Strand sitzen oder einer Autorin, die selbst vor Jahren auf der Insel "gestrandet" ist und sich von der Schönheit der Natur und dem Treiben der Sylter und den Touristen inspirieren hat lassen, inzwischen mehrere Bücher verschiedenster Gattungen nicht nur geschrieben, sondern auch herausgebracht und erfolgreich verkauft hat.
Diese nette Kreative hatte sogar noch lange Zeit für eine Schreibwerkstatt, bevor irgendwann die Zeit zu eng, der eigene Schreibfluss zu groß oder die Geduld mit den Schreiblehrlingen zu rar wurde. "Wenn ich ein Buch mit Sylt im Titel kaufe, möchte ich auch, dass echtes Sylt drinnen ist.", denkt sich Lilly überzeugt und schmeißt den nächsten Teil der Inselbücher von ihrer "echten" Schreiberin in den Einkaufswagen und bewundert wie immer die Seitenanzahl.
"Da musst du echt konzentriert mal acht Wochen daran sitzen und recherchieren, die Orte besuchen und Geschichten darüber zuerst mal herausfinden, dann ordnen und so zusammenstellen, dass es jemand übersichtlich lesen kann.". Lilly staunt schon in der Müsli-Abteilung, wo sie nach einem Angebot sucht, um mehrere Packungen mitzunehmen, über den Umfang des Buches mit ordentlichen Kapiteln.
Gerade jetzt sollte eine Lesung mit drei Sylter Autorinnen gemeinsam auf Sylt und Föhr stattfinden, die leider wegen des Covid19 abgesagt wird, bzw. nur Videolesung geben wird. "Tja, schade, hätte genau gepasst.". Lilly geht noch Mal zurück zur Buchabteilung und sucht sich die Werke der anderen beiden heraus um wenigstens im Herbst zu wissen, um was es geht bei den anderen zweien.
"Strandvilla?", das liest ja jeder gern und hat man auch gerne zuhause am Tisch herumliegen mit so einem Titel. "Zu wahr um schön zu sein? Pfff, das hört sich an wie für jede Lösung ein Problem zu haben.". Ebenso verwirrt sie der Name "Mamma Carlotta." in Zusammenhang mit Sylt. Das wäre wohl eher in südlicheren Regionen anzusiedeln und verleitet nur dazu, wegfliegen zu wollen. Sie überlegt wie denn ein nordischer Titel heißen könnte, den sie mit Inhalt füllen könnte: Inga, von Sylt, Henrik, der Große,…
Sie erinnert sich an die Sprechübungen an einem Abend der Schreibwerkstatt, wo jedes e, i, o, u konsequent durch a ersetzt werden musste: "Schakaladan-Masla, Frachta-Masla, Schakaladan-Aafstrach, Zwatschkan-Marmalada, Traffal-Salama...". An der Kassa ist mit Plastikflächen die Spuk- oder Fliegtröpfchenzone abgegrenzt. Lilly albert trotzdem weiter: "Aana Tata batta. Mat AC-Karta. Danka sahr. Aaf Waadasahan."