SOFORTHILFEN

 

 

 

In Deutschland gibt es mit sofortiger Auszahlung für Betriebe unter 10 Mitarbeitern 9-15.000,- Euro als Soforthilfe. 30.000 UnternehmerInnen haben ihre Anträge bereits eingereicht. "Wer 13 oder 16, 17 Mitarbeiter hat, entlässt nun alle über 10?", fragt sich Lilly. Es ist immer schwer, eine Grenze zu ziehen, aber irgendwo muss eine sein. "Abstufung, wäre eine Möglichkeit.", überlegt sie.

 

 

"Man könnte auch dem gesamten Regierungsstab einfach mal 5000,- Euro kürzen, den sie sich erst wieder mit Bestleistung und intensiver Mitarbeit für das Land erarbeiten müssen. Wer bitte braucht mehr als 6-7.000,- Euro/Monat zum Leben und bestechlich dürfen die sowieso nicht sein - da gibt es doch bestimmt einen Ehrenkodex und vor allem sehr viele junge, ehrliche, nachstrebende Jungpolitiker.", spricht sie mit dem Moderator der Tagesschau. Er ignoriert sie, genauso wie ihr Junge, die Kontaktsperre.

 

 

Gerade läuft ein Bericht über Ungarn und sie verwendet die 8000,- Euro Strafe, die dort bezahlt werden, wenn man in einer fremden Wohnung erwischt wird. "Aha. Wie wollen die das kontrollieren?". "Nachgehen und anläuten.". Sie schmunzelt den Display des blauen Handys an, auf dem sie mit der Zeigefinger-Fingerspitze auf der "Gefällt mir"-Taste auf FB im Takt des nächsten Hits von "Dj Easy", der gerade in Miami zuhause sitzt, die Langeweile nicht aushält, deswegen eine Stunde lang Life-Sessions schaltet, um ihm zu zeigen, dass der Beat bis zu ihr durchdringt.

 

 

"Auf Sylt ist es erst 19.30.", kommentiert sie. Er nennt sie beim Namen und schreit laut ins Mikro: "Das ist doch egal, wir sitzen alle im selben Boot!!". "Autsch.". Das wollte sie jetzt damit nicht erreichen, tippt ein paar Herzchen im Takt, dann wieder Daumen hoch. Lieber würde sie tanzen, weil der Groove mitreißt und er ständig ins Mikro ruft, dass es Samstag Abend ist, er sich freut, dass alle da sind. "Die Diskos werden randvoll sein, wenn wir wieder dürfen..."

 

 

Sie versucht die aufsteigende Sehnsucht nach Kontakten mit einem Toffifee als schnelle Soforthilfe unten zu halten - weil es in Reichweite liegt, zumindest eine Haselnuss unterm Zucker hat und obwohl sie weiß, es steht auf der "Monsanto-Liste", die ausgedruckt an der Kühlschrank-Tür hängt. Sie wollte sich heute nicht zu lange ohne Mundschutz im Supermarkt aufhalten, hatte keine Zeit hin und her zu überlegen.

 

 

Auf Vorrat hat Lilly für sich auch gleich leckere Trüffel-Salami besorgt, über 10 Euro dafür ausgelegt. In Miami sind die gleichen Hits angesagt wie in Europa, wenn von Kalkbrenner "Sky and Sand" durchklingt, sitzt Lilly nicht länger, bei dem Renner "Insomnia" ist gar kein Halten mehr. Dass sie im hell erleuchteten Wohnzimmer neben ihrem Schreibplatz tanzt, es draußen schon stockdunkel ist, stört sie jetzt auch gerade nicht.

 

 

Seine Life-Stunde ist vorbei. Lilly öffnet die Kühlschranktür. "Sam! Ich habe sie extra hinter die Mango gelegt, da guckst du nie hin. Wo ist der Rest?". "Jaaa. Meeine Güüte. Unter den Tacos."