grammyreife gastrokollegen

 

Eigentlich sind nur flotte Leute in der Gastronomie zu finden. Da kannten Lilly und Co den jungen Polen noch nicht. Er steht Mittag noch mit freiem Oberkörper - aufgrund der Hitze an der Glaswand - auf der Leiter, um die Außenfenster zu reinigen, wo sich inzwischen schon die ersten Gäste an den Tischen niederlassen. "Wie schafft der das? Hat er den Abzieher überhaupt dabei?", alle - in einer Reihe aufgefädelt - fragen sich, wie so etwas sein kann.
"Mit seinem Alkohollevel von gestern, würd ich es auch so langsam hinkriegen.", kommentiert Big Ben die Schnecke. Die amüsierte Versammlung löst sich auf. Der Neue beginnt, als es sich gar nicht mehr vermeiden lässt, die leeren Teller, Gläser und Flaschen von den Tischen wegzutragen. "Schau mal.", ruft der Koch aus Togo Lilly und öffnet lachend die Spülmaschine. "Nicht wirklich?". Neben den Gläsern sind auch die Lift, Fanta und andere Flaschen in die Maschine eingestapelt. Im Laufe der Woche wird der Kollege, der sich erst vor Kurzem seine langen Rasta-Zöpfe abrasiert hat, in einen kleineren Laden versetzt.
Während ihr Lieblingskollege grammyreif beatboxt, sich ein Belohnungsgetränk für die Zeit nach dem größten Trubel, den er mit viel Humor reibungslos über die Bühne bringt, ins Eisfach stellt, Selfies mit Dieter Bohlen schießt, der sich einen Luxus-Steinbutt gönnt, die Küche gleich zweimal "brennt", Lilly der flinke Filialleiter über den Rücken springt, als sie gebückt den Blumentopf rückwärts in den Laden zieht, dann beide im Foyer vor eintreffenden Gästen am Boden liegen, der beste Griller seinen Spaß hat, an beiden "Feuerstellen" gleichzeitig den Fisch wegzugrillen, was eigentlich zwei Personen machen, der Koch die unzähligen Muschelgerichte durch seine neue Durchreiche zur Ausgabe schiebt und überlegt, wo er weitere leere Töpfe herbekommt, die Polin mit Charme die Gäste verwirrt, schmeißt ihr Sohn den Teller mitsamt den Kartoffeln zum Fenster raus, weil der Feierabend so weit nach hinten rückt.
Lilly weiß, irgendwann endet ihre lustiger Ausflug in die Gastronomie und die damit einhergehende, glücklich machende "Fisch-Kur" wegen der familienunfreundlichen Arbeitszeiten. Jetzt genießt sie aber noch die leckeren Desserts von Tiramisu bis Creme Brûlée und bewundert ihren rumänischen Kollegen, der eine neue Ära einläutet, indem er Abräum-Dimensionen einführt, wo er drei Tabletts übereinander trägt.
"In half an hour i will hate my life.", kommentiert eine die vor ihr liegende Stoßzeit in den Abendstunden, die alle noch vom abendlichen Treffen bei der After Hour des spannenden World-Surf-Cups trennt, wo die Sportler am Finaltag nach ihren Gewinnen auch zum Feiern kommen.

 

Vor dem Lokal steht ein externer Garderobenwagen, der Eingang wird von bulligen Türstehern mit Schutzwesten flankiert, am Dancefloor rocken die trainierten Weltklasse-Surfer, entledigen sich ihrer Shirts, lassen konkurrierend ihre Muskeln spielen, sorgen für Venice-Beach-Flair.