lost im techno-Remix

 

 

 

Techno-Mix auf ihrem Musikanbieter will nicht enden, Lilly groovt seit Stunden und genießt endlich mal wieder was anderes als das eintönige 1000-Lieder-Radioprogramm und die ständigen beruhigenden Worte der Radiomodertaren und den Jingles, die das Volk ruhig halten soll - was zum Glück gelingt, aber  unweigerlich nach den vielen Wochen des Zuhause-Seins zu einer Gehirnlähmung führt, die einem vergessen lässt, wie man sich im Straßenverkehr verhält oder die EC-Karte ins Gerät steckt, während es zu überlegen gilt, wer all die Menschen sein könnten, die auf den Straßen und in Geschäften zu sehen sind.

 

 

"Wo bin ich hier überhaupt?", fragte sie sich, als sie, obwohl sie vorher schon wusste, dass es keinen Spaß machen wird, sich zum Auto zu bewegen, und wenigstens Motor und Elektronik zu startete und einen Lebensmitteleinkauf tätigte, obwohl es dazu keinen Grund gab, weil der Stoffwechsel auf Null ist und es wenig Verbrauch gibt, weswegen auch die Hände kalt sind und der Kopf bei Bewegung schwummrig.

 

 

Als sie minutenlang in die in Asien produzierte, weiß-hellgrüne Schutzmaske, die sie zuerst mit dem Klemmbügel unten aufhatte, bis sie ihr Sohn auf die designerische Raffinesse hinwies, atmete, wurde sie bereits nach wenigen Atemzügen und beim Anblick der Menschen um sie aggressiv. Der Versuch mit selbst genähten Stoffvarianten ging auch nicht besser, da sie nach den ersten Atemzügen Stofffussel in der Nase hatte und sich das Niesen unterdrückte, um das Umfeld nicht zu verstören. "Du meine Güte und so operieren Chirurgen stundenlang?"

 

 

"Vielleicht hätte ich mich doch an meinen anfänglichen Vorsatz halten sollen, jeden Abend eine Länge am Strand zu laufen.", bedauert sie ihre Trägheit, die zwar der Seele, dem Träumen, sowie der Kreativität gut tut, aber sonst... Die elektronische Musik mit schnellem Beat weckt den rhythmischen Hüftgeist in Aktion. `Space Walk` gefällt ihr am besten. Moderne Technik erlaubt es hin und her zu switchen, wie es Spaß macht.

 

 

Es läuft nun schon die zweite ´Schlag den Star´-Sendung an ihren visuellen Sensoren im linken Augenwinkel ab, während sie ihre 5000 Fotos in die gelben Mini-Ordner sortiert und beschriftet. "Ich versteh nicht, warum die nicht einfach Zuschauer-Applaus und Jubel einspielen. Sowas wird es doch aufgenommen geben - wie machen die das in Amerika?".

 

 

Zwei Wettkämpfer und es geht ja schließlich um einen Koffer voll Geld, versuchen sich alleine gut ins Licht zu setzen - ohne Publikum, was ihnen auch gelingt. "Aber ob Stille im Publikumsraum der Sinn einer TV-Show ist?"

 

 

Nach fünf weiteren Tracks ist die Spielzeit von 8,5 Stunden um und wenn sie eines herausgefunden hat, dann, dass sie immer gleich ein Herzchen drücken muss, wenn sie nachher den favorisierten Song wiederfinden will, da die Dinger alle ähnlich heißen - Space, Mind, Lights, Night, Brain... was wiederum mit ihrem Bewusstseinszustand fitted wie Honig zu Curry-Chicken oder Eiswürfel in frisch gepressten Orangensaft.