Sehnsucht nach teekanne

 

 

 

„Wie würden wir uns beschreiben? Was macht uns aus? Sind wir zufrieden mit uns selbst? Mit Äußerlichkeiten beginnen? Innere Werte? Ziele, Wünsche, Aktivitäten? Vorlieben, Familiensinn, Verwandte, Vergangenheit, Freundschaften und Vereine? Politische und religiöse Gesinnung? Ein Sammelsurium an Eigenheiten, dass sich Identität nennt, liegt vor uns. Sind wir das geworden, was wir sein wollten? Suchen wir Gesellschaft, Aufheiterung, Partner in Alltagsangelegenheiten oder eher für die Freizeit? Sportliche Ambitionen, gemeinsame Neigungen?

 

 

Viele Social Media-Plattformen, die unser Selbstbild und Fremdbild beeinflussen, unsere Gesichter glatt filtern und die Figuren schmälern werfen ein gutes Bild auf das Aussehen. Tinder, Badoo, Parship etc. suchen Partner nach Daten aus, selektieren, bewerten. Was ist mit für immer und ewig, bis der Tod uns scheidet? In guten und schlechten Zeiten, bei Krankheit und Gesundheit, Armut oder Reichtum - heute noch aktuell? Oder lieber Lebensabschnittspartner?

 

 

Was ist mit Familiengründung? Auch alleine? Wie soll das gehen? Lassen wir uns zu Geburtsmaschinen machen? Wie war das früher? Die Kirche war streng mit ihren Sitten: wer eine junge Frau vom Elternhaus wegholt, musste sie zuerst ehelichen, ihr einen Mantel um die Schultern legen. Logisch, denn es gab keine Verhütungsmittel und keine Arbeit für Frauen.

 

 

Diese Strukturen brechen gänzlich auf, jede weibliche Karrierefrau ist durch ihren Arbeitgeber und Versicherungen minimal, aber doch, versorgt, auch wenn zu kurz, um alleine zurecht zu kommen mit einem Neugeborenen bis zum Kindergartenalter. Im Prinzip wird uns Göttinnen der Fruchtbarkeit Sicherheit vorgegaukelt. Wir befinden uns in einem Zwischenstadium: alleine geht's nicht ganz, aber zum klassischen Familienbild wollen wir auch nicht zurück. Warum den eigenen Mann und die Kinder bedienen, wenn man doch den Chef bedienen kann und die Kinder in der Kita abgeben.

 

 

Ich finde, das Mutter-Sein bedarf einer Imagepolitur. Und wie kommt sich ein Mann dabei vor? Wo ist seine Rolle? Dabei ist er wichtig im Familienleben und fehlt, wenn sein Platz unbesetzt ist. In welche Fußstapfen soll das Kind treten, in welche Spuren hineinwachsen? Die der Lehrer, deren Gemüt, Meinung und Gerede es den halben Tag ausgesetzt ist? 

 

 

Wie findet sich der Mensch in einer medienmanipulierten Gesellschaft? Was gestern noch top war, ist heute out - gerade so, wie es der Arbeitsmarkt und die vorherrschende Politik braucht. Wie schön heimelig war doch die Teekanne-Werbung, wo Vater, Mutter und Kinder zusammen den Wiesenhang runterlaufen.

 

Der Spot, der Jingle hat sich lang gehalten, bis er durch energische Mütter, die sich durch Wäscheberge kämpfen und sich mit Schoki dafür belohnen, während Kinder durchs polierte Haus laufen, der Hund hinten nach ersetzt wurde - vom Vater keine Spur. Wo ist der eigentlich? Laut Werbung ist er mit seiner Rasur, Autos oder mit Kumpels und Bier beschäftigt.“