motorisierte eyecandys

 

"Endlich geht´s mal los hier.", meinte er, als er seine neue Klassenlehrerin und deren Stellvertreter kennenlernt und schwärmt auch vom Unterricht mit einem "richtigen Dr.". Lilly fällt ein Stein vom Herzen, denn zu Beginn war es lustig, hektisch und bisschen ´Over the Top´, dann folgten 3 Klassenlehrer und man wusste nicht so recht, wer nun zuständig ist, aber jetzt wirkt alles sehr harmonisch und zufrieden.

Eine gutgelaunte Frau als Klassenlehrerin, die auch schon Auslandserfahrung aufweisen kann und zu ihrer Seite ein Ruhepol, der Universitätsflair verbreitet und auf die Freiwilligkeit hinweist, mit der nun die Gymnasiasten durch die Tür des Schulhauses treten und dies natürlich ganz andere Voraussetzungen im Bewusstsein der Jugendlichen herstellt.

Lilly kann es sich nicht verkneifen, nachdem sie die zufriedene und harmonische Art der beiden Lehrer fast eine Stunde beim Elternabend genossen hat, zu erwähnen, dass ihr Sohn nun sehr gern zum Unterricht kommt, genauso, wie den Vorteil der Sylter Kinder, dass sie im Gegensatz zum Festland in 8 Jahren mit dem Gymnasium fertig sein werden und dann gleich mit dem Studium loslegen und bereits mit 22 als junge Betriebswirte usw. ins Berufsleben starten können.

Es regnet leider und die Verwirrung beim Eintreten mit verschiedenen Zugängen nach römischen Ziffern, wo die Eingänge aufgrund der Pandemie weit auseinander verlegt wurden, trübt die Stimmung, jedoch die Anordnung der Sitzgelegenheiten im Musiksaal hebt diese wieder, denn es hat Hörsaalqualität und findet nicht auf harten Holzsesseln statt.

Die nunmehrigen 5. und 6. Klassen werden auch schon ein Jahr länger im Schulhaus anwesend sein, wird ihr erzählt. "Tolles Zeitfenster, dass wir da erwischt haben.", freut sich Lilly und stellt fest, dass die sympathische Elternsprecherin, die schon seit der Grundschule fix dabei ist, große Ähnlichkeit mit der neuen Klassenlehrerin hat. Sonst sind die bekannten Gesichter hinter diesen leidigen Stofftüchern verborgen, es gibt keinen Schnack untereinander, weil alle 1,5 Meter entfernt voneinander sitzen.

Es wird früher dunkel und der Regen, den sich die Wolken über der Nordseeinsel aus ihrem Inneren quetschen, wäscht die Luxusschlitten noch sauberer. Einen royalblauen Bentley hat sie auch noch nicht gesehen bisher - eher schreiend, fröhliches Türkis, Pink, Weiß, Schwarz natürlich und die vielen roten oder elegant-grauen Ferraris und gelben und camouflagefarbenen Lamborghinis. Silberne und schwarze Rolls Royce, anthrazitfarbene Maybachs prägen das Straßenbild genauso wie die zahlreichen Porsches, Audis, BMWs und Mercedes natürlich in den ´fetteren´ Varianten.

Momentan sieht es aus, als fährt jeder deutsche Tourist einen Luxusschlitten, die Insulaner Unternehmer verzaubern aber das Inselbild immer noch nach ihren Ideen: mit grasgrünen Bentleys, sündteuren Oldtimern aus Anfangszeiten der Autofahrt und weißen Audi-Cabrios mit Insellogo.