sylter aktionismus

 

 

 

Manche Sylter Gastronomen haben ihre Tische und Stühle an den Strand getragen, schön eingedeckt und mit großem Abstand voneinander aufgestellt. "Lieber etwas tun, als nichts tun.", sind sich alle einig. Den Syltern fällt es nicht leicht, still zu halten und nur warten, bis die Virus-Plage über die Welt hinweggefegt ist.

 

 

Es haben sich sogar schon Leute auf die Insel schmuggeln lassen - nicht im letzten Jahrhundert und auch keine Asylanten, sondern ganz normale Insel-Liebhaber, die sich in Fahrzeugen versteckt haben und dann aber am Autozug entdeckt wurden. Sich von liebgewonnen Gewohnheiten und Leidenschaften abhalten zu lassen, fällt manchen gar nicht leicht.

 

 

"Wir können gut reden, wir sind ja hier, wo wir sein wollen. Guck mal zum Fenster raus und du siehst den Himmel über dem Meer.", schäkert Lilly mit ihrem halbwüchsigen Sohn, der auch gar nicht mehr halbwüchsig ist, sondern ihr eben über den Kopf gewachsen und bestimmt bald mit einer Freundin antanzen wird, womit Lilly sozusagen "emotional freigegeben" und dies einen neuen Lebensabschnitt einläuten wird.

 

 

Das diesjährige Bike- und Osterprogramm wird niemandem in Erinnerung bleiben, weil es sozusagen nicht stattfand und es sieht nicht so aus, als ob es Pfingsten besser wird. Lilly ist gespannt auf den frühsommerlichen Aktionismus der Sylter Gastronomie-, Hotel-, Handelsbetriebe und Eventveranstalter. "Denen fällt schon etwas ein.", ist sie sich sicher. So wie Silvester am Dach des größten Kaufhauses H.B. Jensen Rauchfangkehrer standen und den Leuten zuwinkten - was natürlich Abwechslung und ein toller Hingucker war, in Erinnerung bleibt.

 

 

Als Action-Typen kann sie neben den Unternehmern durchaus auch die eingefleischten und hartgesottenen Surfer, Wellenreiter, Segler und Kiter einordnen, die auch asymmetrisch zu schönem Wetter am Strand zu sehen sind, oft von der Wohnung schnell barfuß im Neoprenanzug und mit dem Surfbrett unter er Hand zur wilden Nordsee laufend oder abends in Gruppen auf dem Brett liegend in den Sonnenuntergang paddelnd und auf den Wellen schunkelnd.

 

 

In Hörnum, wo das Meer flach wie in einer Badewanne die frühlingswarme Luft küsst, versucht ein Kiter den ferrariroten Schirm in Schwung zu bekommen - ausdauernd und weit und breit alleine in der Bucht, aber er gibt nicht auf und wird mit schönen Momenten belohnt.

 

 

Nun ist auch der beste Moment für Läufchen mit dem Hund, die frei von Einschränkungen dessen durch Radfahrer, denen er ins Getriebe laufen könnte, weil diese sich wiederum vom Autoverkehr ungestört auf den freien Straßen in die Kurven legen und die Befahrbarkeit des Asphalts testen können. Autofahrer lassen ihre Flitzer stehen, obwohl der Benzin spottbillig ist und werfen die Fußmaschine an, weil es zum Bäcker um die Ecke kürzer ist, als gedacht und der Trubel, vor dem sie sich normalerweise durch ihre Karosserie schützen wollen nicht vorhanden. Die gewonnene Zeit wird ins kreative Schneidern von Stoffmasken investiert.