sweet dreams

 

Die Blonde, Knallbrause, Sex on the Beach, Bahibe Lactee, Orizaba, Tequila Sunrise, Fürst Puckler, Noir Infini, Alto El Sol, Bolivia Cru Sauvage, Equatoriale von Valrhona, Feur de Cao, Tanariva Lactee, Jalapeno, Cantaloupe, Moscow Mule, Itakuja.... Vollmilch, Weiß, Zartbitter, 30, 50, 60, 90, 99%. "Wtf?". Lilly steht vor einem prallvollen Schokoladenriegel-Regal und weiß ihren eigenen Namen nicht mehr. "Das ist crazy.". Links nach rechts entlang der 5-Meter-Wand und von unten bis oben, nämlich so weit, dass sie, um Titel und Kakaogehalt der Köstlichkeiten lesen zu können, ein paar Schritte zurücktreten muss, ist das Regal vor ihr mit Schokoladespezialitäten angefüllt.

Sie soll bestimmte Sorten für Bestellungen rausfinden und verschicken, obwohl sie die natürlich lieber selber alle sofort durchprobieren möchte - die weißen, fruchtigen zumindest und einige der Vollmilchsorten, wie Honig oder Amaretto-Marzipan. Sie ist spät dran und die Türen des Geschäfts öffnen sich bald, deshalb macht sie sich mit drei roten Kartons auf den Weg. Neben haben gerade Tortenkunstwerke ihren großen Auftritt.

Sie sind die Stars des zauberhaften Tresens. Hier gehen für süße Herzen alle Sweet Dreams in Erfüllung. Die junge Dame im Schoko-T-Shirt hieft eine nach der anderen vorsichtig, aber geschickt zur Kollegin und diese präsentiert sehr liebevoll auf runden Totenplatten die fantastischen Konditormeisterwerke nebeneinander.

Lilly bekommt in diesem Moment große Augen und das Wasser läuft im Mund zusammen, aber sie ist mit momentan mit ihren Schokoladentafeln beschäftigt, bis sie sich die wahrscheinlich hunderte Sorten ins Gehirn, welches sich gerade tagsüber im Aufnahmemodus befindet, gedrückt hat. Leider kann sie nicht einfach wo anrufen: "Spiel mir mal die Produktliste mit Inhaltstoffen und Preisen auf die Festplatte."

Etwa um die Mittagszeit findet sich aber gelegentlich Bruchschokolade oder eine der exquisiten Pralinen zum Kosten. Favorit: Mango-Maracuja-Mascarpone gleich nach Erdbeer-Mascarpone und Mozart. Fruchtig und Weiß muss es jedenfalls sein, dann reicht der Genuss dieser Praline für Stunden. Als sie nach Hause kommt, ruft sie ihren ferienlastigen und ein bisschen selbstmitleidigen (weil sowohl die Spanien-Reise ins Wasser fällt und auch sein neuer Pass noch nicht angekommen ist) Sohn in die Küche: "Und? Was kochen wir uns oder hast du heute schon gegessen?"

Sie steht vorm prall gefüllten Kühl- und Gefrierschrank und ebensolchen Küchenschränken und weiß gar nicht, wo sie anfangen soll. "Was hätte ich essen sollen? Zeig mir e-i-n-e Hauptmahlzeit.". Er steht vorwurfsvoll neben ihr und sieht irgendetwas anderes auf der Leinwand als Lilly.

"Also, da könnt ich jetzt Einiges zubereiten. Im Übrigen: Hier stehen die Kochbücher.". Sie zeigt auf die fünf Bücher zu Pasta, Asia, Gemüse- oder Studentenküche und Crêpes und grinst überlegen - für einen Moment. "Die kann man aber nicht essen.". 1:0 für ihn.