der hund von malle

 

"Ohhh Mannn, sind die süß.". Lilly hat sich schockverliebt in 2 zuckersüße Hundewelpen - gesehen auf einem Bild, das von einer Freundin auf Facebook geteilt wurde. Sofort schreibt sie diese an, um näheres zu erfahren. Es stellt sich heraus, dass es sich um Geschwisterhunde handelt, Irish Setter, das Männchen schwarz-weiß, das Mädchen braun-weiß. Da sie mit Rüden aufgewachsen ist und später selbst eine Hündin hatte, steht ihr erfahrungsgemäß der Sinn nach einem Hundejungen.

Die Chancen stehen gut, diesen zu bekommen - einziger Haken an der Geschichte, die Frau, der die Welpen gehören, lebt auf Mallorca und es muss ein Flugpate gesucht werden. Lilly bekommt die Nummer der Dame und gibt ihr dringendes Interesse kund. "Wird schon gutgehen.", ist sie sich sicher, der kleine Rüde hat es mit seinem gemusterten Fell, den langen Zotteln und dem typischen Welpenblick direkt in ihr Herz geschafft.

Augenblicklich denkt sie darüber nach, was alles besorgt werden müsste: Hundebett, Hundegurt fürs Auto, Futter- und Wasserschalen, Halsband, kurze Leine, lange Leine, Hundeshampoo, Hundehaftpflichtversicherung, Tierarztkostenversicherung, Futtervorrat, Spielknochen...

Sie träumt von einem quicklebendigen Laufgefährten für morgens und nachts und sucht schon die Hundestrände der Insel. "Wie weit bist du eigentlich mit deiner Immunisierung?", ruft sie ins Jugendzimmer ihres Sohnes. "Hast du dir Termine ausgemacht? Ich mein nicht die Spritzenkur, sondern mit Tröpfchen.". Keine Antwort. Sie geht zur Zimmertür: "Du weißt, was die Lungenärztin gesagt hat - je weniger Allergien, desto besser.". Stille plagt den Raum. "Ich hab einen süßen Welpenjungen gefunden. Du weißt, dass ich schon lange suche."

Die Tür öffnet sich mit Schwung und Lilly ist froh, dass sie inzwischen in der Küche angekommen ist, denn es fühlt sich an, als wäre ein hundert Jahre verschlafener Drache erwacht. Es sitzt ihm wohl noch die panische Angst in den Gliedern von der Zeit, als er noch nichts vom leichten Asthma wusste und nach einer Geburtstagsparty, wo ein Hund anwesend war, bzw. einem Ausflug mit Freunden, die dann dort auch Tiere hatten, wieder abgeholt werden musste, weil er zu ersticken drohte.

"Was willst du? Einen Hund? Wo? Hier?", faucht ihr die Angst entgegen. "Ja, du machst einfach die Tür zu und ich auch, dazwischen ein langer Vorraum. Was ist das Problem?". Der Drache verschwindet und Lilly überlegt, wie lange sie noch warten muss, bis er endlich mit einer Immunisierungskur beginnt. "Ist dir vielleicht aufgefallen, dass ich seit 15 Jahren ohne Tiere lebe?"

Sie zieht sich ins Wohnzimmer zurück, greift zum Fotobuch. In ihrer Kindheit hatte sie 4 Hunde, etwa genauso viele Katzen, Hasen, Fische und Meerschweinchen und selber dann auch wieder im eigenen Haus. Die Freundin meldet sich am Handy: "Die beiden Welpen wurden bereits zusammen abgegeben.". Lilly lässt sich ins Sofa zurückfallen: "Ja, ok. Ich will sowieso einen Goldie."