GASTRONOMISCHE qUALITÄTEN

 

 

 

Mai 2015 - Ihr erster Geburtstag im neuen Leben so hoch oben im Norden. Unter den Kollegen ist immer Mega-Party-Laune. Was besseres hätte ihr gar nicht passieren können. Mit ihrem Kollegen an der Bar hat sie oft stundenlange Witze-Challenges, wo sie vor lauter Lachen vergisst, dass dies Arbeit sein soll. Sie tauschen ihre Namenschilder, um die Gäste zu verwirren.

 

 

Sie scheint ein natürliches Show-Talent als Barkeeperin, die nebenbei 1500 Leute bedient, abkassiert und unterhält, zu sein. Je mehr los ist, um so besser. Lilly ist es recht - je mehr Leute sie kennenlernt, desto mehr macht es Spaß und das freut wiederum die Kassenlade, dies wiederum den Filialleiter, der sich perfekt auf die Mitte des Ladens konzentrieren kann.

 

 

Sie findet diesen Abstand von etwa 10 Metern sehr angenehm - so hört und sieht er nicht alles, ist aber in Rufweite. "Und wenn Google nicht mehr weiter weiß, dann rufen die bei mir an.", stoppt er irgendwann ihre unzähligen Fragen. Mehr als einen Satz kriegt man selten aus ihm raus. Ein zweiter ist so rar, wie die Eiszeit. Sie fragte ihn mal, wo sein Name herkommt. "Von meinen Eltern.", war die lapidare Antwort.

 

 

Einer der Jünglinge, die noch kaum der Sprache Herr sind, hat zwei Tage vor ihr Geburtstag und Lilly bringt endlich die übrige Sektflasche unters Volk. Sie versucht sich mit Erfolg an durchtanzten Nächten und verschiedenen Sprachwortschätzen.

 

 

Mit Begeisterung nimmt sie Bekanntschaften und Geschichten auf, lässt sich Dinge erklären, nimmt Tipps ihrer Kolleginnen an. Wo ausgeteilt wird, muss auch wieder eingesammelt werden und so räumt so mancher Kollege schon mal über tausend Teller und Gläser täglich ab.

 

 

Bis auf einen jungen Polen, der steht Mittag noch mit freiem Oberkörper - aufgrund der Hitze an der Glaswand - auf der Leiter, um die Außenfenster zu reinigen, wo sich inzwischen schon die ersten Gäste an den Tischen niederlassen. Als er beginnt, die Gläser und Flaschen wegzuräumen, stellt er beides in die Spülmaschine und wird dann in einen kleineren Laden versetzt.

 

 

Während ihr Lieblingskollege grammyreif beatboxt, sich ein Belohnungsgetränk für die Zeit nach dem größten Trubel, den er mit viel Humor reibungslos über die Bühne bringt, ins Eisfach stellt, Selfies mit Dieter Bohlen schießt, der sich einen üppigen Steinbutt gönnt, die Küche gleich zweimal brennt, Lilly der flinke Filialleiter über den Rücken springt, als sie den Weihnachtsbaum rückwärts in den Laden zieht, sie dann beide im Eingang vor eintreffenden Gästen am Boden liegen, der routinierte Griller seinen größten Spaß hat, an beiden Öfen gleichzeitig den Fisch wegzugrillen, was eigentlich zwei Personen machen, der Koch die unzähligen Muschelgerichte durch seine neue Durchreiche zur Ausgabe schiebt und überlegt, wo er weitere leere Töpfe herbekommen könnte, die Polin mit ihrem Charme die Gäste verwirrt, schmeißt ihr Sohn seinen Teller mitsammt den Kartoffeln zum Fenster raus, weil der Feierabend so weit nach hinten rückt.