warmer südwind

 

Wo sie das laue Lüftchen des warmen Südwindes über Sylt genießt, meint ihr frisch vom Festland zugezogener Begleiter, ob sie eine Jacke mithat und bietet ihr eine Weste an. Wo er findet, er braucht eine Jacke, um draußen im Strandkorb zu sitzen, empfindet sie den rasch übergeworfenen Mantel als einengend.

Sie weiß genau, bei welchem Wind sie ihre Lungenflügel bedecken muss, um nicht am nächsten Tag mit steifem Genick und Schmerzen im Schulter- und Rückenbereich mit der Wollweste und heißem Tee gutmachen muss, was sie zuvor verabsäumt hat. "Ich bin endgültig Sylterin geworden.", freut sie sich innerlich und triumphiert über die Zeit.

Sie erinnert sich an den ersten Winter hier, wo es nicht möglich war mit nur einer Jacke ohne Mantel darüber, der die Oberschenkel beim Gehen warmhielt, mehr als 10 Minuten im Freien zu spazieren. Damals fragte sie schockiert, als sie ihren Chef im Freien stehen sah, ob sie ihm eine der Fleece-Westen bringen soll, worauf er meinte: "Die Frage ist eher, warum ziehe ich das Hemd nicht aus?"

Wobei er ein gewaschener Ostfriese war und sie noch keine Ahnung hatte, wie sich der Körper robust an die Umgebung anpasst. Als sie Wolfgang, einen ehemaligen Stammgast sieht, der immer noch die gleiche sommergelbe Bermuda zu Kurzarmhemd, jedoch mit einem Gilet, dass den Brustbereich warmhält sieht, sieht sie sich bestätigt darin, mit dem dünnen Hemdchen rumzulaufen.

Nur die Inselgäste schlendern verpackt in ihre bunten Daunenjacken, Mützen und Schals durch die Straßen oder bis zum Strand, wo sie die salzige Meeresluft aus ihren Augen wischen, weil sie nicht daran gedacht haben, die Sonnenbrillen auf den Nasenrücken zu setzen. Auch, wenn die Sonne nicht so grell vom Himmel scheint, wie im Sommer - ohne Augenschutz ist Lilly nicht draußen zu sehen.

Ihr Sohn fährt mit der Baumwollweste und Fahrrad - wie sie danach bemerkt, mit ihrem Rad, weil sich diese fantastische Leichtlaufeigenschaft auf der langen, geraden Strecke bis nach Keitum mit eingesparten Minuten rentiert - zum Kreativ Labor des Talent-CAMPus mit Hollaender Art Filmstudios. Vorteilhafterweise wird von der Gemeinde Sylt ein Ferienprogramm angeboten. "Ob es damit zusammenhängt, dass die Insel immer wieder Drehort sowohl für Kinofilme, als auch die bekannten ZDF-Krimis ist?", überlegt Lilly. Vor ihr liegt die rote Wochenzeitung mit Titelbild und Headline "Nord Nord Mord".

"Es kann jedenfalls nicht schaden, wenn du Erfahrung im Filmemachen hast. Wer weiß, was aus dir wird später.", freut sie sich über das Angebot und die Spitzenmöglichkeit Erfahrungen in dem Bereich zu sammeln. Ebenso wird die Golf-Jugend gefördert - Sylt ein Traumplatz für Jugendliche. "Nimm doch die dünne, blaue Jacke, falls es regnet um 16 Uhr.". "Es regnet nicht.". "Ach so?", neckt sie ihn, doch er behält recht. Es regnet kurz - gerade so viel und lange, dass sich das klebrige Zeugs, dass ihr Wagen unter den Bäumen am Parkplatz abbekommt, abwäscht - aber nicht um 16 Uhr.