lieben sie mozart ?

 

Lilly ist fasziniert von der Verbreitung Mozarts über den ganzen Globus mitsamt dessen Merchandising-Produkten, wie Mozartkugeln und -taler. Auch wenn sie hier um die Ecke geht, steht sie bald vor einer Auslage, die natürlich - als Café Wien - nicht nur Frühstück, Brunch, lecker Pikantes und die schönsten und verlockendsten Kuchen und Torten für kulinarische Genießer vorbereitet hat, sondern Mozart im Programm führt.

Sie greift zu einer der ansprechend verpackten Schokoladentafeln und sieht genauer hin, um keine mit Pfeffer oder Cilly zu erwischen, dann lieber mit Meersalz, Nougat oder Nüssen. "Oh, Zartbitter? Das geht nicht." und die Tafel muss zurück zu ihren Geschwistern ins wandhohe Regal. "Nicht jeder, der Mozart verehrt muss zu alt sein für Sahniges."

Sie summt die beschwingte ´Kleine Nachtmusik´ und dirigiert ihr eigenes kleines, imaginäres Orchester mit der rechten Hand da in der Welt des Schokoladenparadieses, schwenkt aber gleich zu Tschaikowskys ´Nussknacker´ um und als sie bei den zauberhaften Gläsern mit ´Syltella´ ankommt, schwingt sie in Ravels ´Bolero´ weiter. An der Kassa hat sie eher Beethovens ´Schicksalssynphonie´ im Ohr und auf dem unebenen Pflaster der Strandstraße ist Schluss mit den Rockstars aus vergangenen Zeiten.

Mit einer sehr auffälligen Tüte von der Schokoladenfabrik in der Hand gleicht das Schreiten über die Stufen ihres Treppenhauses in die zweieinhalbte Etage dann einem festlich, eiligen, bisschen geheimnisvollen, aber auf jeden Fall eindrucksvollem ´Walkürenritt´ des großartigen Richard Wagners und mit dessen ´Götterdämmerung´ im Gehör wird intensivst die feine Schokolade im Küchenschrank verstaut und zwar so, dass diese nicht sofort gefunden und vernascht wird.

Sie öffnet die beiden Fensterflügel aus denen sie aus der Küche fast ans Meer sehen kann, beobachtet ein wenig die Möwen, die wieder stiller werden je mehr es Herbst wird. Und ohne die neuen, verborgenen, süßen Schätzen schreitet sie frei nach dem beschwingten ´Radetzky Marsch´ ins Wohnzimmer und dreht sich ein paar Mal mit Schwung vorm großen Balkon im Kreis nach ´Ode an die Freude´ und landet mit ´Libiamo ne´lieti calici` aus La Traviata vor ihrem Schreibtisch und Laptop, wo sie tatsächlich ein Konzert der 3 Tenöre auf YouTube zum Checken der E-Mails laufen lässt.

Als die Sonne am weiten Horizont im Meer versinkt und sich der Himmel zuerst orange-blau, dann dunkelblau färbt, untermalt Andrea Bocelli mit seiner Interpretation von ´Con Te Partió´ die Schönheit des Abends mit seiner gottgleichen Stimme. "Wie kann man so wunderbar singen?", fragt sich Lilly, als sie kurz den Blick auf den Bildschirm richtet und innehält, weil aus dessen Brust ganz andere Welten klingen.

Sie blättert im kleinen, fliederfarbenen Kalender, den sie noch nutzt, weil ihr immer viele Notizzettel, Gutscheine, Einkaufslisten uä. zuflattern und ist fasziniert von der fröhlich, leichten Art, mit der Maria Callas Carmen singt.