NA, geht doch!

 

"Die Virologen sitzen schon mehr in Talkshows, als sie im Labor stehen.". Ungeduld packt Lilly. "Es wird sowas von Zeit.". Sie will Melonen Bowle, quatschen, herzen, lachen, küssen, feiern, "hupfen" bis zum Kollaps der Vorderfüße in den schicken Stiefeln, Familie treffen und reisen, wohin sie will. Die Balkontür ist offen und ganz wenig, trennt ihr Schreiorgan - und das kann wirklich sehr kräftig und lang - davon: "Wo seid ihr überhaupt alle??????" in die Stadt zu rufen.

Sie spürt den feuerspeienden Alpendrachen, der seit mehr als 8 Monaten schlummert, aufwachen. Er klopft mit dem Stachel seiner Schnauze an die Bauchdecke und testet sein Feuer. Es brennt an der Brustinnenseite, bahnt sich heiß, den Weg im knochigen Brusttorso, der ihr heftig pulsierendes, weißes Herz, durch das, durch tiefste Atemzüge an satter, sonniger Piraten-Seeluft mit reichlich Sauerstoff angereichert, roter, eisenhaltiger Lebenssaft pocht, wie ein frisch von Hephaistos geschmiedetes Götterschild schützt, bis zur Kehle. "Ah, da bist du ja.". Lilly freut sich.

"Geht in euere Labore ihr Wissenschaftler. Überstunden und Abliefern ist gefragt.". Wenn die Mutter in Bewegung kommt, sind die Kinder meist schon davor am Sprung. Der 15Jährige ist morgens mit dem Rad bis Kampen gefahren, um seine neuen Energieimpulse zu verwerten.

Er hat ganz unübliche, gesunde Ideen in der Küche. Lilly findet das kreativ, aber es ist doch bedauerlich, dass der Sportliche seine herausfordernde und interagierende Company im Training nicht treffen kann. Es bilden sich diese Art von mütterlichen Wuttränen, die das erste Anzeichen dafür sind, dass sich der Wind drehen wird.

Laufdress und Sneaker, die seit Monaten auf und neben dem unbenützten Ende des großen Sofas liegen, sehen sie vorwurfsvoll an. "Ja, machen wir wieder.". "Auf was warten die Wissenschaftler eigentlich??? Die Produzenten brauchen ja auch noch Zeit für die Herstellung. Oder liegen die Seren etwa schon bereit?"

"Na, geht doch!", waren die drei Worte, mit denen Brad Pitt in einem seiner Katastrophenfilme, in der er die winzige Rolle des ruhmreichen Weltretters hat, zwar lächelnd, aber voll begründeter Angst, deshalb mutig, durch die Parasitenzombies aus dem Labor spaziert, nachdem er sich mit einer anderen Krankheit als Trägerwirt unbrauchbar gemacht hat für diese. Lillys neues Mantra: "Na, geht doch!"

Sie setzt dunkle Shades auf, guckt gerade aus, umfährt Gehirngewaschene, die den langweiligen Dämmerzustand auch noch genießen, wie ein Weltmeister-Slalomfahrer rasantgalant wie Stangen im Schnee, um den festgefahrenen Karren des Lebens und sei es mit einer anderen ´Krankheit´, aus dem Schlammloch zu ziehen. Das Ziel: Verbindungen, Spaß, Lachen. "Ich werde DOCH wieder so wie früher!", ruft sie den engagierten Werbeslogans- und Radiosprechern zu, die mit vertrauensvollen Stimmen, die Menschen ruhig halten.