philosophischer ausflug

"Wirtschaften.", ist sich Lilly sicher, als sie vor der philosophischen Frage in einem Aufsatz ihres Sohnes im Unterricht zum Sinn des Lebens steht. "Das Tun.", betont sie ihre Meinung, erinnert sich an ein Zitat, keine Ahnung mehr von wem, das ungefähr so lautete: "Run! You cant? Go! You cant? Crowl!". "Jede Bewegung ist besser als Stillstand, denn das ist Rückschritt."
Dieses Zitat gleicht sich mit dem Satz ihres Großvaters: "Schau immer nach Vorne, nie Zurück!", was ähnlich des Mottos eines traditionellen, ansässigen Schmuckhauses auf Sylt sinnhaft ist: "In Gott verwurzelt, vorwärts aufwärts.". "Und wie komm ich dahin?". "Napoleon meinte: Nimm dir Zeit zum Denken, dann höre auf damit und ziehe los."
Lilly schmunzelt, wenn sie an ihren Lieblingsarbeitgeber denkt, denn der hielt es ganz kurz: "Verkaufen! Verkaufen! Verkaufen!". Alles andere ist zweitrangig. So wie der "Geist muss über den Körper herrschen.". Gibt es Dinge, die einem am Tun hindern, dann hat Lilly immer etwas parat im Hinterstübchen, dass sie nie vergessen wird und hilft, auf der positiven Seite des Lebens zu bleiben:
"Bevor du dich jetzt aufregst, zählst du erst mal bis 10." oder wenn in brenzligen Situationen schon der Hut brennt: "Wer im Recht ist, braucht nicht Schreien, wer im Unrecht ist hat nichts zu schreien.". "Ja, da hat wohl jeder so seine eigenen Sprüche, die ihm Rat geben.". Lilly legt die Schulmappe zur Seite, wünscht sich, dass er immer den richtigen Weg findet.
Ihr Lieblingsspruch in einem ihrer vielen, süßen Stammbücher, deren Seiten unbedingt vollgeschrieben sein mussten, von allen Schulkolleginnen, Freundinnen, Verwandten und in der Zeit der Renner waren, als die Nation noch Kassettenradio hörte und Schallplatten sammelte, ist immer noch: "Lebe froh und lebe heiter, wie der Floh am Blitzableiter."
Ein simpler Apell mit der Antwort auf das Wie? gleich hinten nach um dann festzustellen, dass es das gar nicht gibt. Die fröhlichen Absurditäten des Alltags, sich konsequent immer wieder über kleine Dinge zu freuen, ergibt im gesamten Großen ein echt gutes Leben. "Ja, ich glaube, wir können das gut beantworten.", philosophiert sie weiter, nicht ohne einen kleinen Apell einzubauen: "Alleine glücklich sein kann jeder, aber zusammen zu schaffen macht es noch besser. Du kannst doch rechnen, oder?"
Keine Antwort. Die zwei Minuten der täglichen Ansprechbarkeit eines Pubertierenden sind aufgebraucht. Sie wandert in die Küche, die näher am Jugendzimmer liegt, um ihre letzte Stammbuch-Philosophie rüberzubringen: "Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude doppelt so viel Freude. Logisch, oder?" und prostet mit einem Glas gekühlter Mandelmilch der bekannten, hübschen Notarin auf der sonnigen Terrasse des Promi-Frisörs, der wieder geöffnet hat und sich um deren extrem-chices Platinblond kümmert, zu. "Wow, so gebräunt?", bewundert Lilly deren Teint und macht sich raschest auf den Weg zum nächsten Strandkorb.