HALLOWEEN

 

 

 

"Das ist ja eine besonders hässliche Klasse." bewundert sie die fantasievollen Gespenster und Prinzessinnen, die brav an ihren Tischen sitzen, allen voran die Lehrkraft mit einem Märchenbuch. "Ich will gar nicht weiter stören, nur ein böses Monster abgeben.". Sie schiebt ihren Sohn in die Klasse und schließt schnell und leise die Tür hinter ihm.

 

 

Sie liest einen "Guten Morgen"-Gruß am Handy, nachdem es in ihrer Manteltasche gebrummt hat. Sie möchte sich jedoch auf ihre eigene Sachen konzentrieren und nicht ständig auf eines dieser elektronischen Dinge starren. Außerdem sagte sie ihm schon, was sie wo, wann machen will. "Einfach zuhören."

 

 

"Also, wenn er sich das nicht merken kann, nur weil sein Gehirn vom Testosteron-Überschuss geplagt ist,....", beginnt sie ihn mit Samuels Vater zu vergleichen, der eine 12-stellige Ziffernreihe im Vorbeigehen in einer überlauten Bar geistig abspeicherte, um sie dann erst zwei Tage später anzurufen und wird skeptisch, aufgrund der Tatsache, dass sie in die Vergangenheit abschweift. Um nicht den ganzen Tag als mentaler Babysitter herhalten zu müssen, schreibt sie zurück:

 

"Happy Halloween.", bevor sie sich überlegt, wie sie sich beim nachmittäglichen Halloween-Umzug mit den Kindern verkleiden soll und sich auf den Weg zur Arbeit macht. "Schaffen wir es noch, uns mal so zu sehen?", versucht er sie herauszufordern. "Reist du ab?". "Sonntag Abend.". Lilly genießt ihren Arbeitstag und den Nachmittag mit ihrem Sohn, ihrer Chefin und deren Sohn, mitsamt Freunden.

 

 

"Wenn du magst lade ich dich noch gerne ein... Wenn es dir passt, auch heute... Ich würde mich freuen, wenn wir uns kennenlernen und im Kontakt bleiben… Ich hab hier auch die Möglichkeit, häufiger auf die Insel zu kommen... Aber keine Angst, ich klette nicht... Würde mich sehr freuen, dich kennenzulernen... Wenn du kein Interesse hast, sag es einfach... Ich finde das ok.", schreibt er sich immer mehr in Ablehnung hinein, da sie für ihren Teil bereits ein Date mit ihm vereinbarte, nur er das leider vergessen oder gar nicht bemerkt hat.

 

 

Allerseelen. Auf der Nordsee liegt ein dichter, schauriger Nebel. Sie konzentriert sie sich auf ihren Tee und verkauft Fitness-Lemon und viel vom Grünen Tee. Plötzlich steht er im Raum, geht nach hinten, bleibt dann doch in der Mitte des Ladens stehen. Sie schenkt den Kunden Tee nach, damit die beschäftigt sind und geht nach vorne, bevor es eine Kollegin tut. Sie stellt sich nahe an ihn, versucht den Geruch wahrzunehmen - weicht, aber einen Schritt zurück, weil der Geruch zwar in ihrem Körper etwas auslöst, sie aber einfach immer noch nichts riechen kann.

 

 

Er dreht seinen Kopf zu ihr leicht nach hinten, bevor er sich ihr zuwendet, während sie es sehr genießt, mit ihm in dieselbe Richtung zu schauen, als wäre die Wand voller asiatischer Teedosen eine weite Aussicht auf eine angesteuerte Mittelmeerbucht, für die er gerade zielsicher die Segel setzt. Seine Augen faszinieren sie, machen sie kurz sprachlos.