die regionale besinnung

 

"Das gibt's doch nicht, den Song hab ich ewig und drei Tage nicht gehört.". Dieser läuft in einem 1992-2012-Remix, auf den das Musikprogramm ohne manuelles Zutun gesprungen ist, genau auf diesen Mega- und ihren absoluten Lieblings-Hit aus dem Jahre Schnee, wo Lilly noch fleißig auf diversen Clubbings mit ihrer damaligen Lebensabschnitts-Bester-Freundin am dancen war, dicht zwischen anderen Massen an Partypeople in Lofts, Keller, Parkhäusern, Freiluft-Locations oder Messehallen.
Es gab da so eine Zeit vor und um die Jahrtausendwende, wo so richtig gefeiert wurde, die dann mit den Ü30-Clubbings usw. irgendwie auslief und man nicht so richtig weiß, was die jungen Leute von heute eigentlich machen. Ist aber auch nicht leicht - Techno-Keller und Love Parade gibt's nicht mehr, Clubbings sind out, Diskotheken sind nicht mehr das, was sie einmal waren, Konzerte teuer und inzwischen abgesperrt und bewacht.
Zumindest sind Djs online live, während andere sich in TV-Werbungen sehen lassen. "Vielleicht ist das die Zukunft: Online-Konzerte, Live-Schaltungen?". Bei 1:48 endet das Vorspiel und der Beat mixt sich dazu, verleiht dem Hit treibende Rasanz, die den einheitlichen Rhythmus und die darüberliegende Echostimme mitzieht.
Bei einem deutschen Buch-Versand, der auch gebrauchte Ausgaben anbietet und man so also Drei für Eins bekommt, hat Lilly über die Stränge geschlagen: "Jetzt hab ich das doppelt.". Eine Ausgabe wandert in den Karton für ihre Tochter in Österreich, den sie vielleicht in einem Monat oder in einem Jahr verschicken wird. Sie kann den Typ vom amerikanischen Anbieter einfach nicht mehr sehen und hofft, dass sie deutsche Alternativen findet für jedes Teil, genauso wie die anderen Superreichen, die nur global absahnen, aber dort keine Steuern zahlen und das ist einer der positiven Nebenwirkungen des Schock-Erwachens mit dem Virus-Wahnsinn und folgendem Impfstoff-Umsatz.
Die andere Ausgabe der französischen Schriftstellerin platziert sie vorerst auf dem amerikanischen Bestseller, der ihren momentanen Zustand sehr gut beschreibt, den sie aber gerne abdeckt, in Erwartung einer Veränderung, welcher wiederum auf einem Roman liegt, der nur noch da ist, weil sie der Name der Autorin an eine ihrer Töchter erinnert und den sie, egal wie oft sie anfängt, nie zu Ende gelesen hat, weil er nicht so richtig zügig durchfließen will.
Der Bücherturm wird höher, hindert sie eigentlich daran, das unterste Buch zur Hand zu nehmen, dass seit dem Einzug in die Wohnung mit Blick zum Strand genau da liegt, über dem ganzen Papier, neben Duftfläschchen-, Handy-, Stifte- und Bilder-Chaos, dass nur in ein romantisches, englisches Cottage mit parkähnlichem Rosengarten passen würde.
Nach sieben Minuten zieht sich der stampfende Beat wieder aus dem Lied zurück und lässt es etwas weicher ausklingen. "Der muss Random!". Sie stellt die Schleife an, während sie sich nun endlich über die Satiren einer Goldstaubinsel hermacht.