die treue ose von wenningstedt

 

 

 

Nachts siehst du Kim Basinger als Bösewichtin in FSOG, wie sie eine geklatscht und ein Glas Wasser ins Gesicht bekommt, nachmittags als Empfangsdame der Drei Engel für Charly. Am liebsten hab ich sie aber als Bond-Girl mit Sean Connery in Sag niemals Nie oder sexy Galeristin in 9 1/2 Wochen, aber nur mit meinem eigenen fiktionalen Happy-Wedding-End.

 

 

Es wird gelockert draußen - Corona scheint bald bezwungen, die Häuser und Wohnungen entrümpelt und sauber, das Tal durchschritten, bereit zu den nächsten Höhenflügen. Beste Pressekonferenzen mit Trump, der total durchgeknallten, frechen und ahnungslosen Journalisten endlich den Garaus macht, sich die Zeit nimmt, die verwirrten Texte von CNN in brauchbare Nachrichten zu refraimen. Was für ein Präsident - er sollte Obamas Friedens-Nobelpreis bekommen.

 

 

Sam geht einkaufen, kommt wieder zurück, um sich seinen Hilfiger-Schal um den Hals und Kinn zu wickeln, die Schnipp-Schnapp-Ruck-Zuck aus neuen Socken geschnittenen Schutzmaske einzustecken und generell eine Jacke anzuziehen, weil es leider wieder abgekühlt hat, nach den warmen, ersten Frühlingstagen. Ein Smile auf der Mundmaske macht sie angenehmer anzusehen.

 

 

Öffnen, öffnen, lockern, lockern und Aufhebungen, dafür ein neuer Bußgeld-Katalog, als neue Schlagzeilen des Tages. "Das hört sich gut an.", freut sich Lilly und räumt um ihren Laptop auf, ordnet, legt ab und wird sich daran gewöhnen müssen, die Verschmelzung von Eichentisch, Schreibgerät und sich zu öffnen, lockern, aufzuheben. Neben ihr liegt das Sagenbuch des Nachbarn, auch dieses wird wieder ein Stockwerk tiefer wandern.

 

 

Es fällt ihr ein Lesezeichen auf, dass im Buch zwischen Seite 98 und 99 steckt: "Die treue Ose? Interessant.". Sie liest das kurze Kapitel durch, wo es um einen Wirt in Wenningstedt geht, der im Affekt und um seine Einrichtung zu bewahren, Bauersleute, die samt ihren Gehilfen die Ernte feierten und in einen tosenden Streit gerieten, der nicht aufhören mochte, sich einmischte und schlichten wollte, dabei in den Tumult geriet und in Abwehr einen der Gehilfen erschlagen hat - daraufhin davon lief und nicht mehr wiedergesehen wurde.

 

 

Es hieß, er habe die Insel verlassen, die Wirtsfrau musste die Hälfte der Schank verkaufen und die Kinder allein versorgen. Nach Jahren fiel es auf, dass die "fromme Ose" ein Kind gebar und die Leute zerbrachen sich den Kopf darüber, wo der Mann der unglücklichen Ose sein konnte. Sie fanden heraus, dass er sich seit dem Tage der Tat vor zehn Jahren in einer Höhle in den Dünen von Wenningstedt versteckt hielt und seine Frau ihn all die Zeit mitversorgte, keinem ihr Geheimnis verraten hat.

 

 

So führten sie den Mann zurück in sein Haus und waren freundlich zu ihm, da die lange Zeit genug als Buße war. Man pries auf der ganzen Insel Sylt Oses Liebe und Treue und zum Andenken an diese aufopfernde Liebe nannte man das Dünental, in dem der Mann so lange verborgen gelebt hatte, das Osetal, welchen Namen es bis heute noch trägt.