mütter-arien

 

 

 

"Wenn du jetzt nach einem ganzen Jahr nachdem wir mit deiner Lehrkraft vereinbart hatten, dass du alles nachlernst, was du nach drei Jahren Französisch nicht kapiert hast, nicht endlich anfängst Gas zu geben, kommt deine Prämie eben wieder weg. Du wirst morgen aufwachen und Ende des Ladekabel hängt genau Nichts!", bereitet Lilly ihren Sohn darauf vor, dass es nach vielen Monate des Schlendrians Konsequenzen geben wird. "Prämien können sich ganz einfach in Luft auflösen."

 

Er tut einfach nichts mehr in diesem Gegenstand, obwohl Lilly und ihr Sohn der quirrligen Lehrerin sogar eine Art Vertrag unterschrieben haben über gewisse Lernvereinbarungen. Logischerweise will sie sich absichern, um nicht Vorwürfe zu ernten, wenn es dann um die Zukunft des Kindes geht. Wegen einer bestimmten Note den Aufstieg in die nächste Klasse nicht zu schaffen, wäre hart. Noch dazu liefert er Einsen ab, wenn er sich vorbereitet. Das ist ja das Absurde daran.

 

 

"Was kommt danach? Realschule. Wie kommst du dann zum Abitur? Die Uni siehst du dann nur von außen und Klassenkollegen nur noch von hinten.", fängst sie jetzt lautstark an, der ernsthaften Unterhaltung Nachdruck zu verleihen. "Dein Vater hat fünf Jahre Französisch gelernt. Hat er es jemals gebraucht? Nein! Aber es hat ihn zur Matura gebracht, zum BWL-Studium, zu einem guten Gehalt und sagt Hallo zum schönen Leben!", sie schiebt im gleichen Atemzug nach:

 

"10 Stunden durchgehend likest du Stars und Sneakers, als wärst du bei Instagram dafür eingestellt. Bekommst du Geld dafür: Nein! Ich weiß nicht, was schwer daran ist, täglich 1 Stunde deiner Zeit mit Französisch lernen in dich selbst zu investieren?

 

 

Dieses neue Gerät sollte ein Ansporn sein, keine Hinderung! Da hast du eine Schüssel voller Brain-Vitamine als Doping und los geht's! Tu was für deine schöne Zukunft!". Ihr Kind starrt seit Monaten durchgehend auf diesen Handy-Display und liked irgendwelche Dinge. Sie macht sich echt Gedanken, ob es zu einer Abhängigkeit gekommen ist. Vor diesem Apfel-Dings lachte er noch über Schulkollegen, die ständig auf diese Mini-Spiel-Konsolen gafften und nicht mit den Social-Media umgehen konnten, ständig am Posten und Liken waren. 

 

Eigentlich hatte sich Lilly das total überteuerte Handy als Prämie gedacht, für einen Vokabelzettel pro Tag extra zur Hausübung, doch das klappte nur die ersten Wochen. Sie hat den Suchtfaktor unterschätzt. "Es sollte eine Belohnung sein für spezielle Übungen.", versucht sie einen Dialog zu finden mit ihrem Kind. "Es soll dich motivieren, nicht abhalten. Du siehst da drauf so viele Dinge, dann vergisst du deine eigenen Ideen."

 

 

Sie selbst hat sich von gänzlich amerikanischer Technik wieder verabschiedet, da ihr diese One-Man-Philosophy nicht zusagt - diese ganzen Extra-Codes, Ortungen, Face-ID, für jeden Dienst extra bezahlen. Erst, als sie ihrem Kollegen das gebrauchte Mac Book übergab, er 1000 Euro dafür ablegte, bemerkte sie, wie verrückt die Welt ist.