wonderful life @ work

 

"Das Auto muss weg.". Lilly steht im Wendekreis der Lkws. "Alles klar, ich bin gleich wieder da.", dachte sie sich. Die Office-Prinzessin hat ihr noch einen Tipp gegeben, wo sie parken könnte. Nach drei erfolglosen Autorunden steht sie nun auf einem der anderen Firmenparkplätze im Gewerbegebiet und Herzen der Insel - bis diesen irgendwann auffallen wird, dass sie gar keine neue Mitarbeiterin haben.

Sie hat es eilig, denn es wartet die hypermoderne "Check-In"-Stechuhr mit Portraitkontrolle, so wie alle hier im Schokoladenparadies modern rüberkommt. Insgeheim hat sie schon überlegt, ob sie jeden Tag eine andere Faschingsmaske präsentieren sollte, ist aber vorerst damit beschäftigt, sich zu integrieren, statt das Spaß-Äffchen rauszulassen. Ebenso hat sie noch keine Idee, was sie als Einstiegsgeschenk mitbringen könnte, da Pralinchen nicht in Frage kommen.

Der tägliche Aktion-Stunt bringt schon mal Abwechslung ins Arbeitsleben - bald wird sie sich wie einer ihrer Aktion-Heros, vielleicht auch mit schwarzer Lederjacke und Lederhandschuhen bekleidet (die schwarze Maske hat sie ja schon), unter der Hebe-Roll-Tür durchpurzeln, so schnell das Seil zum Schließen ziehen, dass die Motorik noch gar nicht wusste, dass es losgeht.

Es herrscht zumindest gute Stimmung und angeregtes Schnacken ist angesagt - die fleißige Choclatiere- und Konditoren-Mannschaft wirft nämlich die Maschinen schon bei Sonnenaufgang an.

"So, Auto ist weg, wie sieht es mit den Haaren aus?". "Auch weg!". "Ja, dacht ich mir schon.". Sie greift in ihrer Hosentasche nach dem zierlichen, schwarzen Haargummi. "Zum Glück.". Mit einem Augenblick ist wieder der ganze Sauberkeitshype der Gastronomie präsent. "Muss halt sein. Logisch."

Nachdem sie gleich mal - mit korrektem Ponyschweif - alles, was sie in die Hände bekam neben PC im Online-Bestellungen-Versand-Bereich, inklusive der etwa 15 Butterverpackungen, die beim Betriebsleiter und seiner Zubereitung einer Butterglasur auf einer der beiden Gasflammen abfielen, in den blauen, großen Sack hinter ihr entsorgte, die Tastatur von den süßen Resten befreite und die Arbeitsflächen von Teig- und Marzipanresten, die beim Teigziehen in einer Art Press- und Rollmaschine, abfielen und immer wieder abfallen werden, ihre ersten Schokogeschenke verschickt hat, ist Zeit, sich zu orientieren.

Diese ersten Momente, wo man sich der umfangreichen Produktpalette inklusive Verpackungsmaterial gegenüber fühlt, als wäre man Gulliver im Riesenland, werden unterbrochen. Die Office-Princess ruft - wahrscheinlich sollten es die Kollegen mehr hören, als er - zum Betriebsleiter, der an der anderen Seite des Raumes steht: "Herr H.! So geht das aber nicht! Was macht der ganze Müll auf meinen Verpackungen? Hier, sogar Buttertüten.". Sie hält den großen, blauen Sack hoch. "Autsch.". Herr H. dreht sich um. Lilly macht hinter der Princess den Zeigefinger auf die Lippen. Er lächelt und dreht sich wieder weg.