der schokoladenprinz

 

Da sitzen sie - zwei junge Menschen im schmalen Büro auf zwei Sesseln vor zwei Bildschirmen umgeben von Ordnern, Drucker, Fax und einem Plastikboxturm, in dem die Bestellungen für Adventskalender gesammelt werden. Lilly ist überrascht, aber sehr angenehm. Sie erscheint 2 Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt, weil... usw. "Das macht nichts.", heißt es ganz ungezwungen und es scheint, als läge den Jungspunden etwas daran, dass sie hier bald anfängt. Lilly hat nichts dagegen und schon gar nicht gegen jugendliche Fröhlichkeit.

Es handelt sich bei dem jungen, blonden Mann um den Sohn der Inhaberin der Sylter Schokoladenmanufaktur, welcher engagiert sein Know-How als Konditormeister und Inhaber eines Diploms in dessen Besitz sich nur etwa 40 Leute weltweit wissen - Schokoladen-Sommelier - einbringt. "Das fehlte mir noch in meiner Traumzeit auf der Insel: Eine Schokoladenfabrik - Willy Wonka, Ahoi!". Die Dinge nehmen ihren Lauf. "The Show must go on!"

Zum Inselmärchen mitten in den tausenden, vorzüglichen Pralinen und liebe-und fantasievoll kreierten und verpackten Schokoladentafeln gehört natürlich auch eine Office-Prinzessin - die sitzt neben ihm. Sie managet die zahlreichen Online-Bestellungen & More.

Schon in den E-Mails lies sich Entschlossenheit durch Knappheit herauslesen und Lilly lässt sich drauf ein. Ihr eigenes Diplom ist noch immer nicht akkreditiert. "Dort melde ich mich später, wenn das Klonen zum üblichen Alltagsgebrauch standardisiert wird oder ich den Zauberstab von Helene aus Harry Potter an mich gerissen habe."

Die Schokolade lässt sich jedenfalls nicht lumpen und will so richtig auffallen - die Farbe Rot dominiert das Logo, jedes Produkt und die Hausfassade unübersehbar. Es ziehen wunderbare Gerüche durch die Gänge. "Na dann lasse ich euch alleine. Sie haben doch Zeit, oder?". Lilly zieht die Schultern hoch. Zufällig hat sie Zeit. Sie hat schon seit 8 Monaten Zeit. "Ähm, ... handelt es sich um einen 5-Tage-Job?", hakt sie doch nach, bevor sie aus der Jacke schlüpft. Er sagt dies zu. "Ja, dann."

In zwei Stunden zeigt sie Lilly, was in erster Linie die Aufgaben wären. Nach der Trockenmaterie am Schreibtisch führt der Weg ins Paradies im Paradies. Die Prinzessin wandert vor ihr zuerst in den Verkaufsladen, wo sich von den schönsten Tortenkunstwerken, über feinste Pralinen, Kaffee, Tee, Bonbons, Bomboleros, süßen Geschenkboxen und Souvenirs, Lollies und die kreativste Auswahl an Schokoladengeschmacksrichtungen befinden und weiter in die auch vom Laden aus durch eine raumhohe Glasscheibe ersichtlichen Produktionshallen der Schokoladenmanufaktur.

Lilly ist absolut im Zuhör-, Staun- und Genussmodus, mag die Geräusche von Abläufen und Stimmen von Menschen. "Kommt da was oder ist die Schokolade so lecker?", fragt Lilly nach dem leichten Bäuchlein, dass erst nach gewissen, vorsichtigen Bewegungen der Schoko-Office-Prinzessin auffällt. Sie lächelt: "Da kommt was."