WÜNSCH DIR WAS

 

 

 

"Ja, passt doch. Hast du dir ja gestern gewunschen. Einen Mann mit Sohn, der seine Ex-Frau mag.". "What?", wundert sich Lilly. "Ja. Da bist du genau an dieser Stelle vorm Fenster gestanden... und er soll sich was leisten können, ein schönes Auto haben, gebildet sein, beliebt, nicht eifersüchtig, sportlich, gerne reisen und lustig sein.", ruft ihr blitzgescheiter Sohn von seiner Gallerie runter, um zu verhindern, dass sie die Treppe raufgehen will und merkt, dass alle Stufen mit fantasievollen Lego-Kreaturen vollgestellt sind.

 

 

"Sowas merkst du dir? Aber wehe ich sage, zieh die Schuhe vor der Tür aus...", wundert sie sich. "Du sagtest, wir haben es geschafft, es ist schön hier - du möchtest dies mit wem teilen. Wenn ich mich recht erinnere.". "Genau, und dann taucht am nächsten Tag dieser perfekte Mann auf.", lacht sie und versucht damit diesem gespenstischen Moment seine Intensität zu nehmen.

 

 

Sie guckt durch die Scheibe auf die Straße, legt ihre Wange an das Glas, um ihr Gesicht zu kühlen. "Das kann doch nicht so schnell gehen?", schüttelt sie den Kopf und wirft einen Blick über ihre Schulter in den Spiegel, um sich von hinten zu betrachten. "Ja, tatsächlich, der Körper einer Frau.", stellt sie immer wieder fest, um sich zu bestätigen, dass sie nach der tagelangen Intervention auf der Intensivstation bedauerlicherweise wieder zurück in ihren alten, abgemagerten, blutgewaschenen, nervenregenerierten, kraftlosen Körper schlüpfen musste.

 

 

"Es fühlt sich immer noch an, wie ein unpassendes Kleid.". "Jedenfalls ist er leider nicht von hier. Also egal eigentlich. Soll ich dir etwas zu Essen machen?". "Nein, danke. Ich habe herausgefunden, wie ich die Sender einstellen kann und bin beschäftigt jetzt.", erteilt er ihr eine Abfuhr. So wie Lilly ihrem Fremden dann doch noch eine Antwort zurückschickt:

 

 

"Also, ich bin dann schon mal froh, wenn Ruhe ist. Ich hab es ganz gemütlich, du auch, hoffe ich.". Sie wirkt leicht abwesend und enttäuscht, aufgrund seines Wohnortes. Er sucht ja dann bloß ein schnelles Betthupferl, weil er schon eine Woche ohne Frau auf der Insel ist.", ärgert sich Lilly jetzt über sich selbst, weil sie so einen fahrlässigen Fehler beim Wünschen machte.

 

 

"Ja. Wollen wir noch etwas chatten? Oder möchtest du telefonieren?". "Ich wünsche dir mal einen schönen Abend für heut noch. D.", um ihn nicht total vor den Kopf zu stoßen. Er kann ja nichts dafür, dass sie unfähig ist, Wünsche korrekt zu formulieren. "Wollen wir morgen zusammen ausgehen?",  fragt er nochmal, so dass Lilly fast die Tränen in die Augen steigen und noch mehr enttäuscht legt sie ihr Handy weg, denn sie sagte ihm schon im Teeladen, dass sie morgen um 22.00 in der Sturmhaube feiern will. Sie ist verwirrt.

 

 

"Das ist eine gefährliche Tiefschnee-Piste mit dem.", verfliegt ihre Begeisterung, aus Angst unter eine Lawine zu geraten. "Gute Nacht! Schlaf gut.", beruhigt sie ein mitteleuropäischer Buchstabencode auf einem im Finstern leuchtenden Samsung-Display.