vorausdenken

 

 

 

Bei der Gelegenheit lässt sie den Kühlschrank leer werden und räumt wieder einmal alle Küchenschränke aus, kontrolliert das Ablaufdatum der Gewürze, Müslis und von Reis, Nudeln und Knäckebrot - lauter Dinge, die da so dahinschlummern, nicht so schnell verbraucht werden, wie Obst, Salat, Käse, Jogurt, Milch und Butter, Frucht- und Gemüsesäfte.

 

 

"Warum liegen die eigentlich da drinnen -ich esse die sicher nicht.", kommentiert ihr Sohn den Vorgang und gibt seine Meinung kund zu den vielen Packungen Vollkorn-Nudeln und Basmati-Reis, die ganz hinten im Schrank die Zeit überdauern.

 

 

"Ich bin nicht eine, die dann ohne alles dasteht und nach einer Woche schon nichts mehr zu Essen zu Hause hat und beim Nachbarn plündern muss. ", ruft sie ihm nach, als er die Küche mit einer Schüssel Rucola mit Feta und Olivenöl und seinem selbstgebackenen Chiabatta in den Händen verlässt. Wie immer, isst er in seinem Zimmer. "Wann?", fragt er trotzdem nach. 

 

 

"Ja dann. Wenn der Virus hier einen Notfallzustand auslöst und keiner mehr auf die Straße kann.", lacht sie selbst über sich. Am Vorabend lief passend zum Corona-Virus-Ausbruch in China, eine Wiederholung eines Katastrophenfilms mit Kate Hudson und Matt Damon zu genau diesem Thema. "Das Erste ist, dass die Restaurants und Lebensmittelhändler geplündert werden, weil die Menschen Hunger haben. Ich überlebe aber einige Monate und dann ist der Virus auch schon überstanden.", kontert sie trotzdem stolz.

 

 

An solche Situationen denkt der in Frieden lebende Mensch nicht wirklich. Lilly nimmt sich kurz Zeit für eine kleine Vorausplanung für Zeiten, die nie eintreffen werden, aber wenn, dann will sie nicht vor leeren Küchenschränken stehen. Je mehr sie darüber nachdenkt, kommt sie zu dem Schluss, dass die beste Kombination, um ein paar Monate zuhause zu überleben, genügend Packungen der Hafer/Mandelmilch oder Dinkelmilch - weil die ewig und drei Tage hält - und hochwertige - also mit vielen getrockneten Früchten drinnen -Müslisorten, ist.

 

 

"Was bringen Reis und Nudeln, wenn Wasser- und Stromversorgung abgestellt sind?", freut sich Lilly über ihre Gedankenblitze. Es ist ein bisschen, wie über den Tod nachdenken. Das hat sie bereits hinter sich und es ist ganz einfach, da sie nicht in eine Kiste im Boden vergraben werden will, lässt sie ihre Überreste vom Body-Mobil abholen.

 

 

Kostet nichts, bringt viel - entweder den Universitätskliniken, falls ihr Körper nicht mehr in so gutem Zustand ist, wie bei einem Unfall, oder Dr. Hagen, weil er dann ein weiteres, kostenloses Gebein für seine Ausstellung bekommt, mir sowieso, weil niemand für ein Begräbnis aufkommen muss. "Wenn wir kein Wasser haben, brauchen wir... na, wer weiß es?", ruft sie ins Kinderzimmer. "Feuchttücher.", schmollt er zurück. "Genau. Der Kandidat hat ist eine Stufe weiter.". Sie notiert sich Feuchttücher, Trockenshampoo, Mineralwasser-Pack, Batterien fürs Radio, Pfefferspray, einen Eimer fürs Regenwasser, Handwaschmittel...